Die Klasse 1BK1T1 des Technischen Berufskollegs hat sich im Geschichtsunterricht mit der nationalsozialistischen Judenverfolgung und dem Holocaust beschäftigt. Als konkretes Beispiel nahm sich die Klasse das Schicksal der aus Karlsruhe stammenden Jüdin Alice Deichmann vor. Im Prozess der Auseinandersetzung mit diesem, entstand auch der Gedanke, einen Gedenkbucheintrag für Alice Deichmann vorzunehmen.
Dieser ist unter folgendem Link hinterlegt: https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/625.
Das Gedenkbuch für die Karlsruher Juden ist den über 1000 aus Karlsruhe stämmigen Opfern der Judenverfolgung unter der Gewaltherrschaft in Deutschland von 1933-1945 gewidmet, nach deren Biografien, sofern vorhanden, man dort gezielt recherchieren und an denen sich jeder Bürger und jede Bürgerin beteiligen kann.
Alice Deichmanns Verfolgungsgeschichte begann, als sie Hitler-Deutschland mit ihrer Familie früh verlassen musste, jedoch in Frankreich bei der großen Razzia des Wintervelodroms verhaftet wurde (Ort der alten Radrennbahn in Paris, wo am 16. Juli 1942 die größte Judenrazzia während der deutschen Besatzungszeit in Frankreich begann). Von dort aus kam sie nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde.
Alice Deichmann hinterlässt eine Tochter, Marion Deichmann, die am 18. November 1932 in der Wohnung der Mutter in der Südendstraße 8b auf die Welt kam (die Straße, in der sich auch unsere Schule befindet!). In dem Buch „Ihr Name soll unvergessen bleiben. Eine Kindheit geprägt vom Völkermord“ hält die Tochter das mütterliche Schicksal sowie ihr eigenes über sieben Jahrzehnte nach der Deportation ihrer Mutter autobiographisch fest und reflektiert dieses. Das Buch wurde 2015 vom Französischen ins Deutsche übersetzt und vom Stadtarchiv Karlsruhe publiziert. Es bildete die Grundlage für die Klasse, eine Biografie im Andenken an Alice Deichmann zu verfassen und dem Gedenkbuch für die Karlsruher Juden hinzuzufügen. Das Stadtarchiv Karlsruhe hat hierzu jedem Schüler der Klasse ein Exemplar zukommen lassen.
Die Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte von Alice Deichmann hat die Schüler sehr berührt. Das Projekt schlägt auch einen Bogen in die Gegenwart, denn die Bedeutung von Rechtsstaat und Demokratie für Frieden und Freiheit wird an einem NS-Verbrechen vor Ort besonders deutlich. Wir hoffen, mit unserem Gedenkbucheintrag dem Aufruf der Tochter, Marion Deichmann, ein Stück näher gekommen zu sein: Sie soll nicht vergessen werden!